La Paz, Oruro, Uyuni, Salar de Uyuni, Lagunenroute, Sucre, Sajama Nationalpark

Den Grenzübergang in dem Kaff Desaguadero direkt am Titicacasee gelegen zu finden, stellt eine echte Herausforderung dar. Alle Zugangsstrassen sind gesperrt oder aufgerissen, endlich finde ich einen Offiziellen, der eine Sperre entfernt und mich passieren lässt, oh geliebtes Navi, was habe ich bloß mal ohne dich gemacht! Die Straße wird immer enger, bis garnichts mehr geht und alles nur noch voller Verkaufswagen steht. Das gibt es doch nicht, ich weiß genau, dahinter irgendwo muss der Zoll sein.

Gerade als ich ausgestiegen bin um mir die Sache mal zu Fuß anzuschauen, rollen wie von unsichtbarer Hand ein paar Verkaufsstände zur Seite, sodass ich gerade so passieren kann und da ist er ja endlich, der kleine offizielle Grenzübergang.

Alles läuft reibungslos und schnell, sodass ich nach einer guten Stunde durch bin und entlang der bolivianischen Seite des 3700 Meter hoch gelegenen Sees rolle. Ich fahre direkt zum Flughafen der Hauptstadt La Paz, der im über 4000 Meter hoch gelegenen Stadtteil El Alto liegt und damit der höchste internationale Flughafen der Welt ist. Ich quartiere mich auf dem Langzeitparkplatz ein, wo man preiswert im Auto schlafen darf. Toiletten und Internet gibt es im Flughafen, was will man mehr.

Tags darauf will ich ein wenig von der Stadt sehen, was man hier gut mit der Gondel machen kann. Es gibt diverse Routen und man kann sich bequem die Stadt mal von oben anschauen, somit gondel ich erstmal eine zeitlang durch die Gegend, um mich dann mit dem Sammeltaxi ins Zentrum zu begeben. Hier ist das wichtigste Ziel des Tages einen Geldautomaten zu finden, der keine Gebühren nimmt und dann eben diesem soviele Bolivianos wie möglich zu entlocken. Dies gelingt und ich bin auch schon wieder extrem genervt von dem Verkehr und Gestank. Ich verzichte auf weitere Besichtigungstouren, finde aber noch durch Zufall ein tolles veganes Restaurant wo ich mir den Bauch mit leckerem Essen voll schlage, um anschließend die Flucht zurück zum Flughafen zu ergreifen.

Der Flughafen wirkt auf mich eher wie einer in der Provinz und somit verbringe ich hier eine weitere recht ruhige Nacht.

Am Morgen komme ich hervorragend am Rande der Stadt auf die Straße nach Oruro, auf weitere Exkursionen um La Paz herum verzichte ich, da ich absolut gar keine Lust habe, mich mehrfach durch die Stadt zu quälen.

Eine gute Straße bringt mich schnell an Oruro vorbei und ich suche mir ein Plätzchen zur Nacht in der Halbwüste die nicht ganz frostfrei bleibt.

Uynui hat breite Straßen, ist Backpacker Basis, die von hier aus diverse Touren unternehmen können und ansonsten einfach nur ein dreckiges Kaff. Parkprobleme gibt es nicht und ich stelle mich zur Nacht in die Nähe des Militärs. Es ist überraschend ruhig und den vielen Strassenkötern ist es wohl auch zu kalt zum Bellen. Es wäre mal wieder eine Dusche fällig, sodass ich mich zu einem aufmache, der sowas professionell anbietet. Da Sonntag ist, haben diverse Familien auch diese Idee und es ist mit langer Wartezeit zu rechnen. Viele haben in ihren Häusern keine Bäder oder heißes Wasser. Ganze Familien verschwinden in einem dieser Duschräume und machen sich offenbar ein Sonntagsvergnügen daraus, sich mal gemeinsam porentief rein zu waschen.

Bei mir klappt das dann am Montag, anschließend fahre ich zum Zugfriedhof, wo sehr fotogen alte verrostete Züge in der Pampa am Rande der Stadt vor sich hin gammeln, es soll der größte Zugfriedhof der Welt sein. Hier war einst ein Eisenbahnverkehrsknotenpunkt, wo die Rohstoffe aus den Minen im Landesinnern an die Pazifikhäfen transportiert wurden. In den 40er Jahren brach die Industrie zusammen, die Züge blieben wo sie waren.

Nachdem ich noch beim Markt Frischzeug erstanden habe, Wasser gebunkert und völlig problemlos zu einem annehmbaren Preis vollgetankt habe (Ausländer zahlen einen deutlich höheren Preis als Einheimische oder werden auch schonmal ganz abgewiesen) wende ich mich der Salar de Uyuni zu, die aus einer riesigen 10 Tausend Quadratkilometer großen Fläche besteht und damit die größte Salzpfanne der Welt ist. Unglaublich grell und weiß ist es hier, sodass ich als erstes mal meine dunkelste Sonnenbrille rauskramen muss, um überhaupt noch gucken zu können. Man kann hier wunderbar über die Salzfläche düsen und ich wende mich zunächst ganz nach Norden und anschließend nach Süden, wo deutlich mehr Tourveranstalter mit ihrem Klientel unterwegs sind.

Inselartig ragen einige Erhebungen mit Kakteen heraus, es herrscht eine fantastische Ruhe und somit bleibe ich einfach mitten in diesem weissen Nichts stehen und genieße die unwirkliche Landschaft. 

Drei Nächte und vier Tage verbringe ich hier, freue mich an dieser einzigartigen Umgebung und versuche noch ein paar brauchbare Salar Fotos mit mir und Wally zustande zu bringen, was sich allein, ohne das mir jemand die richtige Position mitteilt, als verzwickte Angelegenheit und sehr zeitintensiv herausstellt doch irgendwann bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.

Ich düse zurück nach Uyuni und lasse Wally gründlich waschen, um die Salzkristale runter zu bekommen, anschließend nochmal volltanken, duschen, eine tolle Pizza im Tonito Hotel essen und ab geht es Richtung Lagunenroute.

Schon bei der Anfahrt kommen mir jede Menge steinesschleudernde Tour Toyotas entgegen. Rücksichtslos wird im Maximaltempo über die Piste gebrettert ohne Rücksicht auf den Gegenverkehr, die müssen ja tonnenweise Frontscheiben im Kaff rumliegen haben, geht es mir so durch den Kopf.

Ich nehme zunächst die sogenannte Ostroute und mache bald mal Camp oberhalb der Piste. Eine Angewohnheit von mir ist es, mich für kleine Mädchen vorne vor das Auto zu hocken, denn da kann ich gleich auch noch einen intensiven Blick unters Auto werfen, wo man grad sonst nichts zu tun hat. Da fällt mir auf, dass es da irgendwo rausleckt, och nein, jetzt nicht ausgerechnet hier weit weg in der Pampa. Scheint aber kein Öl zu sein, eher sowas wie Kühlflüssigkeit, na toll.

Da es nicht besonders viel ist, setze ich tags darauf meinen Weg fort und finde anhand des Navis auch die richtigen Abzweigungen. Richtung Laguna Colorada wird es landschaftlich doch recht nett und da es teils kurvig und eng zugeht, müssen sich die Raser etwas zurücknehmen, wollen sie einen Frontalzusammenstoß vermeiden. Die Laguna Colorada ist wunderbar zwischen Bergen auf 4300 Metern Höhe gelegen und voller Flamingos.

Ich übernachte recht nah am Ufer und gehe am Morgen auf Flamingo Foto Jagd. Zu meiner Erleichterung habe ich festgestellt, dass Wally beim Fahren überhaupt nicht leckt sondern nur beim Stehen, somit könnte ich problemlos weiterfahren, doch weitere Tage in Gesellschaft dieser ganzen unmöglichen Touren Toyotas schreckt mich so ab, dass ich hier die Biege mache und auf der anderen Seite des Sees wieder Richtung Norden fahre. Hier geht jetzt erst richtig die Post ab, Raserei ohne Ende, Toyotas ohne Ende, nicht meine Vorstellung von solch einer recht abgelegenen Gegend, die leider dem Massentourismus zum Opfer gefallen ist. Die Touren sind so günstig, drei Tage für hundert Dollar, dass jeder Rucksacktourist sie unternimmt, entsprechend viel ist hier los. Der Eintritt in den sogenannten Nationalpark ist saftig für bolivianische Verhältnisse, die müssen hier Millionen einnehmen, was sicher nicht in den Park zurückfließt. Die Pisten sind grottenschlecht und haben in ihrem Leben noch keinen Grader gesehen, die Tour Fahrzeuge haben alles nachhaltig kaputt gemacht und fahren, wo immer es ihnen beliebt, ich habe selten solch üble Wellblechpisten gesehen und das über hunderte Kilometer, ein Albtraum. Etwas angesäuert und ernüchtert, fahre ich langsam auf der Westroute vorbei an weiteren Salzseen mit Flamingos wieder Richtung Uynui, wunderbare Landschaft aber Einsamkeit ist in meinen Augen halt was anderes. Nach vier Tagen bin ich zurück in gewohnter ungepflegter Uynui Umgebung, nicht ohne mir eine weitere Familienpizza einzuverleiben, dass habe ich mir verdient. Nun trenne ich mich endgültig von dieser Perle Südamerikas und fahre zum recht nah gelegenen ehemaligen Minenort Pulacyo auf 4000 Metern.

Pulacyo ist angeblich fast eine Geisterstadt, dafür leben hier aber noch recht viele Menschen. Ich latsche ein wenig durch, knipse die alten rostigen Zeitzeugen und übernachte auf dem Parkplatz.

Weiter geht es über Potosi, die Silberminen Hauptstadt schlechthin, wodurch sie einst sagenhaften Reichtum erlangte, mit vielen immer noch existierenden Minen. Ich fahre weiter nach Sucre, wo ich einen leeren, kleinen Platz bei den reizenden älteren Betreibern Albierto und Felicidad finde. Das mit der Leere hat sich die Tage dann erledigt und wir stehen ziemlich gequetscht was das kleine Grundstück hergibt. Ich bekomme immerhin den Schlüssel zum nagelneuen Bad mit heiß Wasser, das Wifi ist hervorragend, der Frischemarkt gleich ums Eck und damit sind für mich die meisten Ansprüche gedeckt. Ich plane, zwei Wochen zu pausieren, da ich dringend meine umfangreiche Bestellung zusammenbringen muss, die mir meine Mutter dann in zwei Monaten rüberschleppen wird.

Die Stadt ist wirklich nett, auch wenn für mich wie immer durch den Lärm und die Abgase nur sehr bedingt ertragbar und das Klima ist hier auf nur gut 2000 Metern frühlingshaft bis sommerlich, eine schöne Abwechslung nach Monaten in vornehmlich 3000 bis 4000 Metern und höher.

Alles in Laufdistanz, so auch die Sprachschule und somit drücke ich mal wieder ein wenig die Schulbank, trotzdem wird das in diesem Leben wohl nix mehr werden mit fließend Spanisch.

Bevor ich es mir hier auf dem Platz gemütlich machte, bin ich zwei Nächte bei Gustavo in seinem Hinterhof gestanden, wo eine Inspektion, Ölwechsel und natürlich die Reparatur der Leckage fällig waren. Wally bekommt neue vordere Bremsbeläge verpasst und scheint ansonsten gesund, leider bekommt Gustavo auch nach mehreren Versuchen das Leck nicht in den Griff was ich erst bemerke, als ich auf dem Campingplatz stehe. Gustavo will es richten auf Kulanz, ich habe aber kein Vertrauen mehr und Albierto besorgt mir ehe ich blinzeln kann, zwei Mechaniker die auf den Platz kommen, die marode Schlauchzufuhr ausbauen, durch ein neues Stück ersetzen und endlich ist Ruhe.

Alle Bestellungen sind aufgegeben und nach zwei Wochen bin ich abfahrbereit und schlage den Weg zurück nach Norden ein.

Den Sajama Nationalpark im Nordwesten des Landes nahe der Grenze zu Chile gelegen, will ich mir nicht entgehen lassen. Von Oruro aus nehme ich eine schöne, leere Piste und irgendwann kommt der gigantische Nevado Sajama in Sicht. Der höchste Berg Boliviens ist auch gleichzeitig einer der höchsten Vulkane der Welt und beeindruckend, wie er da ganz allein mit seinen 6542 Metern aus der Landschaft ragt.

Ich fahre zu einem Geysir Feld mit viel heißem, brodelnden Wasser, der oder die Geysire sprudeln die nächsten zwei Tage nicht wirklich, egal, es ist sehr schön hier und es macht Spass, die Füße ins warme Wasser zu stecken, die ruhige, schöne Landschaft zu genießen und die Lamas zu beobachten.

Eine weitere Nacht verbringe ich an einer fast ausgetrockneten Lagune, wo sich noch ein paar Flamingos im letzten verbliebenen Wasser tummeln, dann habe ich alles Frischzeug aufgegessen und bin bereit, die nahe gelegene Grenze nach Chile anzugehen.

Fazit Bolivien: Ein wunderschönes Land, welches nicht zuletzt wegen seines hohen indigenen Bevölkerungsanteils fasziniert und ganz sicher eines der interessantesten Länder des Kontinents ist. Ich hatte keinerlei Probleme und auch das immer mal wieder diskutierte Tankproblem für Ausländische Fahrzeuge hat mich nicht tangiert. Das ich mir extra Kanister kaufe, damit dann zur Tankstelle laufe, um den Diesel dann in meinen Tank umzufüllen um eventuell einen weiteren Boliviano zu sparen, kam für mich nie in Frage. Ich wurde nirgends abgewiesen und habe auch nie den Ausländerpreis bezahlen müssen, habe allerdings ja auch eine Kapazität von 200 Litern, sodass sich die Tankerei in Grenzen hielt.

Bolivien, ich komme gerne wieder.

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